Krimderode


Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen(Verlag Neukirchner.Handel  Buchhaus Rose) Leni Arnolds Eingemeindung von Krimderode



"Als seine vierjährige Amtszeit mit der Eingemeindung 1950 zu Erde ging, waren über die Bewältigung der in dieser Zeit nicht leichten Alltagsgeschäfte, Projekte zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Einwohner verwirklicht bzw. in Angriff genommen worden, wie die Schaffung einer Kleingartenanlage, der Bau der Friedhofshalle,die gemeindeeigene Wasserversorgung mittels einer Pumpstation und der Baubeginn einer achtklassigen Grundschule.
Am 13. September 1946 kam die Gemeinde in den Besitz eines 34 ha großen Gemeindewaldes. Im Zuge der Bodenreform war der ehemalige Stolberg-Stolbergsche Wald in einer Gesamtgröße von 209 ha an sechs Gemeinden, darunter auch Krimderode, und eine Reihe von Bauern verteilt worden. Am 6. Februar 1946 beschlossen die Bürgermeister der sechs Gemeinden, die an sie fallenden Waldanteile und die Flächen der Einzelelgentümer zu einer Interessengemeinschaft mit dem Namen „Waldgemeinschaft Hohenstein" unter Vorsitz desBürgermeisters von Neustadt zusammenzuschließen. Vertraglich wurden Forstaufsicht, We-aebau und Verwaltungskosten geregelt. Bürgermeister Stietzel verteilte den Krimderöder Waldanteil an Privatpersonen. Der Gemeinderat beanspruchte ihn jedoch als Gemeinde-.-.aid und erhob im März und Juni 1946 dagegen Einspruch. Dem wurde stattgegeben und der Gemeinde Krimderode als Eigentümer mit obigem Datum in das Grundbuch eingetra­gen. Der Gemeindewald war nicht nur wichtig für die Brennstoffversorgung der Einwohner, sondern auch für die künftigen Bauvorhaben der Gemeinde. Die Waldgemeinschaft Hohen­rad bestand bis 1949. Sie beschloss auf ihrer letzten Sitzung am 29. Januar 1949 aus wirt-scnaftlichen Gründen ihre Auflösung und wurde mit Wirkung vom 1. April 1949 dem Forst­amt Ilfeld unterstellt.
Seit Anfang des Jahres 1946 hatte die Gemeinde etwa 400 Ostumsiedler aufnehmen ~ _ssen. Zu Beginn des Herbstes waren noch viele von ihnen in Baracken oder anderen Not­quartieren untergebracht, ohne ausreichenden Schutz vor Witterungseinflüssen und dem cevorstehenden Winter. Im Oktober begann die Wohnungskommission den gesamten Wohn-3um der Gemeinde zu erfassen, um Unterbringungsmöglichkeiten zu ermitteln. Außerdem wurde der Umbau einer Baracke auf dem Schützenplatz zu Wohnzwecken in Angriff genom­men. Die Gemeinde stellte 4.500 qm Bauland zur Verfügung, das in Baustellen zu jeweils je50 qm aufgeteilt und unter den Bewerbern im Mai 1947 verlost wurde.
Dringend notwendige Aufräumungsarbeiten auf dem Friedhof wurden in Angriff genom­men. Ein erster Bericht wurde vom zuständigen Ausschuss der Gemeindevertretung am 29. \;vember erstattet. Auf der Tagesordnung der Beratung der Gemeindevertretung an diesem Tage stand ferner der vom Gemeinderat beschlossene Bau einer Leichenhalle. Von alters "er war es in Krimderode üblich, die Verstorbenen bis zur Beerdigung im Hause aufzubahren. Mit der schnell wachsenden Einwohnerzahl und der damit verbundenen Wohnungsnot .var das nicht mehr gegeben. Selbst pietätlos auf Kellerräume, Waschküchen oder Stallgebäude auszuweichen, war oft nicht möglich. Außerdem verlangten hygienische Gründe, angesichts der Seuchengefahren, nach einer Lösung, die vom Gemeinderat, auf Vorschlag Des Bürgermeisters, im Bau einer Leichenhalle gesehen wurde. Einen solchen Bau zu finan­zieren, war die Gemeinde jedoch nicht in der Lage. Außerdem waren Baustoffe, von deren Nachweis eine Baugenehmigung abhing, auf dem Markt nicht erhältlich. Im Gemeinderat war sich darüber einig, im Rahmen freiwilliger Arbeitseinsätze Baustoffe aus den Trümmern der Stadt und der demontierten Werke in Niedersachswerfen und Woffleben zu gewinnen"



"Obwohl die Verwaltungstätigkeit welter von zentralen Verfügungen dominiert wurde, be­gann im Laufe des Jahres 1946 eine eigenständige auf die Fortentwicklung der Gemeinde gerichtete zielstrebige Tätigkeit unter Einbeziehung der Einwohner. Mit der Zunahme der Be­völkerung, infolge des Flüchtlingsstroms, waren nicht nur Wohnungs- und Versorgungs-, sondern auch Schulprobleme zu lösen. Die zweiklassige Krimderöder Grundschule entsprach nicht mehr den Anforderungen der wachsenden Schülerzahl. Sechs Lehrer mussten 300 Schüler in zwei Klassenräumen unterrichten. Gleich nach seiner Amtsübernahme bemühte sich Bürgermeister Henneberg mit dem Umbau von zwei Wohnräumen im Gutshaus zu einem Klassenzimmer um eine Lösung. Die Genehmigung wurde zwar erteilt, aber es fehlte Baumaterial, um das Vorhaben bis zum Beginn des neuen Schuljahres am 1. September 1946 zu verwirklichen.
Um die Versorgung zu verbessern, erhielten auf Beschluss des Gemeinderats besonders bedürftige Bürger kleine Ackerparzellen als Pachtland aus dem Landwirtschaftsbetrieb Hogre-fe auf dem Kuhberg, die auf Antrag aus der Pflichtablieferung ausgegliedert worden waren. Der Versuch, eine Kleingartenanlage zu errichten, für die der Landwirt Dießel Ackerland zur Verfügung stellen wollte, scheiterte zunächst.
Am 8. September fanden In derSBZ Landtags- und Gemeindewahlen statt. Auch in Krim­derode wurden Bürgermeister, Gemeinderat und Gemeindevertretung gewählt sowie Aus­schüsse bzw. Kommissionen für Finanzen und Fürsorge, Handel und Versorgung, Transport und Verkehr, Straßen- und Bauwesen, Wohnungswesen, Wasserversorgung, Neubürger­und Gesundheitswesen, Friedhof und Feuerwehr gebildet. In den Gemeinderat wurden Karl Ernst, Curt Fabricius und Friedrich Gerecht gewählt, in die Gemeindevertretung G. Bauers­feld, R. Berger, O. Duttkowski, K. Ernst, C. Fabricius, F. Gerecht, H. Hacke, A. Janson, C. Jeri­cho, F. Kiel, W. Kiel, Werner Müller, Willi Müller, K. Schmalz, A. Schüppel und L. Wiehle. Durch die Wahl wurde Bürgermeister Henneberg, der am 1. April auf Vorschlag der Ortsvorstände der Parteien, des Antifa-Ausschusses und Gemeinderats in einer öffentlichen Versammlung für das Amt vorgeschlagen und vom Kreisrat eingesetzt worden war, im Amt bestätigt. Hen­neberg entstammte einer sozialdemokratisch orientierten Salzaer Arbeiterfamilie und wurde selbst 1924 als 21 jähriger Mitglied der SPD. Auch nach 1933 war er seiner Überzeugung treu geblieben, was ihn bewog 1946 die SPD in Krimderode mitzubegründen. Er war der letzte Bürgermeister der selbstständigen Gemeinde Krimderode. Bald nach seinem Amtsantritt setzte er eine umfangreiche Bautätigkeit in Gang. Das resultierte aus seiner vorherigen be­ruflichen Laufbahn. Als anerkannter Baufachmann mit ausgezeichneten theoretischen und fachlichen Kenntnissen brachte er den Blick für das Notwendige und die Kenntnis für das Machbare in die Ausübung des Amts ein. Erging beispielgebend voran, indem er selbst jeder­zeit mit Hand anlegte. Nach Aussagen von Zeitzeugen wirkte er mit seiner ungewöhnlichen Aktivität, Begeisterungsfähigkeit und Sprachgewalt überzeugend und mitreißend"

Bäckerei Aurin Crimderode

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